Belastung/Beanspruchung

Der Lehrerberuf ist anstrengend. Diverse Erhebungen ergeben ein weitgehend übereinstimmendes Bild. Wirklich interessant sind für die Lehrkraft Studien, die nah an der Wirklichkeit sind.

Jedes Bundesland ist nach Arbeitsschutzgesetz verplichtet (das Land ist Arbeitgeber) auch die psychosozialen Belastungen regelmäßig zu erheben. Da dies sehr unterschiedlich durchgeführt wird, lohnt sich ein Blick über die Landesgrenzen.

Niedersachsen hat per Erlass die Schulleiter/innen zu Arbeitgebern ernannt und diese führen als Arbeitgeber, meist mit Unterstützung durch die Arbeitspsychologie der Landesschulbehörden, solche psychosozialen Erhebungen durch. Die Erhebung ist damit isoliert von anderen Schulen, ein Vergleich daher  nicht sinnvoll.

NRW ist einen anderen Weg gegangen. Mit Hilfe eines standardisierten Instrumentes (COPSOQ: www.copsoq.de ) werden Regierungsbezirke in Gänze evaluiert. Mit Hilfe der gesammelten Daten lassen  sich dann Rückschlüsse ziehen, die auf der schmalen Datenbasis einer Schule nicht möglich sind. Der Blick über den Gartenzaun der Landesgrenzen mag den Horizont etwas erweitern.

Da der Autor absichtlich zu Vereinfachungen neigt, bitte ich die Studie im Original zu lesen.

Aus meiner Sicht lassen sich folgende bemerkenswerte Zusammenhänge ablesen.

  • mit der Anzahl an zu unterrichtenden Klassen/Lerngruppen nimmt auch die Belastung durch Störungen zu, ebenso die Stimmbelastung
  • mit der Größe der Klasse nimmt die quantitative Belastung zu und der work-privacy Konflikt
  • Schulleitungen nehmen die Qualität ihrer Konferenzen bedeutend positiver wahr als die Lehrkräfte.
  • „…die Arbeitszufriedenheit kann zu 60% alleine aus diesen 5 Faktoren erklärt werden: „Wichtigster Faktor ist die Führungsqualität. Weitere Faktoren sind die „Bedeutung der Arbeit (+)“, der „Work-Privacy conflict (-)“, das „Gemeinschaftsgefühl (+)“ und als lehrkräftespezifische Belastung die „L: Lärm und Stimmbelastung (-)“.“ (Seite 65, Gesamtbericht)
  • „Die weiteren vier Beanspruchungsparameter „Gedanke an Berufsaufgabe“, „Gesundheitszustand“, „kognitive Stresssymptome“ und „Lebenszufriedenheit“ können erwartungsgemäß weniger gut durch Arbeitsplatzfaktoren erklärt werden, da diese offensichtlich noch weitere Einflussfaktoren außerhalb der Arbeitswelt haben.“ (S.66, Gesamtbericht)
  • Beziehung zwischen „Störungen im Unterricht“ und „Kognitiven Stresssymptomen“ ist klar gegeben, je höher die Störungen desto stärker die Stresssymptome.

Informationen zum Erhebungsinstrument

Mehr Information (auf Englisch) zum COPSOQ International Network: www.copsoq-network.org.

Mehr Information (auf Deutsch) zum deutschen COPSOQ: www.copsoq.de

Referenzwerte nach Berufsgruppe. Alter, Geschlecht (download Standardtabellen oder interaktive Spezifikation von Subgruppen): interaktive COPSOQ online- Datenbank, N=10.022 Beschäftigte): www.copsoq-datenbank.de

Präventionsmaßnahmen

Aus der Erhebung bei Lehrkräften  können dann Präventionsmaßnahmen auf drei Ebenen abgeleitet werden:

1. alle Lehrkräfte: Strukturelle (allgemeine) erhöhte Belastungen der Lehrkräfte insgesamt müssen auch auf der Ebene aller Lehrkräfte angegangen werden.

2. Subgruppen von Lehrkräften: Spezifische erhöhte Belastungen einzelner Untergruppen von Lehrkräften (z.B. Lehrkräfte einer bestimmten Schulform, Lehrkräfte einer bestimmten Altersgruppe, Lehrkräfte mit Schulleitungsfunktion, etc.) können spezifische Präventionsmaßnahmen für diese Gruppe erfordern.

3. Schulspezifische Ergebnisse: Neben diesen strukturellen (allgemeinen) Vor- und Nachteilen, die für alle Lehrkräfte gelten, gibt es eine große Varianz der psychosozialen Faktoren zwischen den Organisationseinheiten, d.h. den einzelnen Schulen.

Maßnahmen

Ein Maßnahmenkatalog aus NRW, ebendort.

Ein weiterer aus Baden-Würtemberg

Wo fängt man an, wo hört man auf?

Wie kann man regulatorisch die Lehrkraft entlasten?

  • work-life-balance: guter Stundenplan, wenige Lehrfächer, geringe Klassenfrequenz
  • Führungsqualität: klare Haltung, Fairness, soziale Kompetenz
  • Störung im Unterricht: gute, praktikable Absprachen, gemeinsamer Regelkatalog, Elternarbeit, Feedback, Transparenz
  • Bedeutung der Arbeit: Rückmeldung aus der Kommune, der Eltern und der Absolventen,
  • Gemeinschaftsgefühl: gelebte Demokratie, Partizipation, Übernahme von Aufgaben, Lehrersport, Weihnachtsfeier, …

individuelle Maßnahmen

Fortbilden, fortbilden und nochmals fortbilden. Yoga, Rückenschule, Stimmseminare, Methodentraining, usw. . Viele kleine Bausteine sind das Fundament.