Gestaltungschancen für Schule
Schule hat Schwierigkeiten sich an die Gegebenheiten und den Bedürfnissen in der Gesellschaft anzupassen. Anpassungen wären dann möglich wenn Schule Gestaltungsfreiheiten hätte. Durch enge administrative Vorgaben, einem unzureichend geschultem, verbeamteten Personal und den vielfältigen Einflüssen aus diversen Kreisen der Gesellschaft kann die einzelne Schule nur schwerlich die bedeutsamen Entwicklungschancen extrahieren und sich auf wenige umsetzbare Linien verständigen.
Erziehung: auch die Verfassungsrichter betrachten die elterliche und die schulische Erziehung als gleichberechtigt. In Schule treffen alle an Erziehung Beteiligten zusammen. Spätestens dort sollten Leitlinien der Erziehung diskutiert, abgestimmt und gelebt werden.
Fachinhalte: Die Vorgaben der Fachinhalte werden breit diskutiert und abgestimmt in einem politischen Prozess unter Teilnahme nahezu aller relevanten Gruppen in Schule implementiert. Tatsächlich mögen davon auch größere Teile im Unterricht behandelt werden, doch gelernt werden sie dort immer weniger. Diverse Schulleistungsstudien belegen, dass offensichtlich das Denken und Durchdenken der Inhalte immer weniger geübt wird. Es besteht eine Vermittlungslücke.
Organisation: Der Erfolg des Systems Schule kann durch eine gute Organisation im Wesentlichen erklärt werden. Dazu gehören solche Komponenten wie Verpflegung, Bewegungsmöglichkeiten, soziale Räume, Arbeitsräume, Vertretungsunterricht, vielfältige Kooperationen, ausreichende Besprechungszeiten. Zu knappe Ressourcen führen bei der Gestaltung von Schule zu diversen Einfaltungen.
Wollte man Schule erfolgreicher machen, würde Erziehung im Zentrum stehen. Wahrlich kommt der Polizei nicht die Aufgabe zu, uns als Gesellschaft zu erziehen, dennoch hat die polizeiliche Arbeit viele Aspekte die in der erzieherischen Arbeit bedeutsam sind. Nicht Werte und Normen, aber Regeln sollen eingehalten werden, die Übertretung werden geahndet. Dies im persönlichen Kontakt, den Ton treffend, die Verhältnismäßigkeit wahrend. Dafür werden die PolizistInnen gemeinsam ausgebildet, zu zweit auf Streife geschickt, ständig fortgebildet und oft supervisiert. Lehrkräfte arbeiten alleine, wenige, schon gar nicht aufeinander abgestimmte Fortbildungen und erst recht keine Supervision kennzeichnen den Berufsalltag. Strukturell haben es Lehrkräfte schwer sich in Schule zu orientieren.
Die Vermittlung von Fachinhalten sollte immer den aktuellen Stand der Lernforschung berücksichtigen. Die Ansammlung unserer Neuronen verlangt nach gutem Input. Wir wollen mit interessanten Geschichten überrascht werden, wir wollen in Gemeinschaft mit den Anderen selbsttätig unseren Horizont erweitern. Wie oft wird man als SuS gefragt (Feedback) ob der erteilte Unterricht Spaß gemacht hat? Wie stark ist Unterricht ausgerichtet auf unser neuronales Netzwerk?
Wie stark eine Schule in diversen Kooperationen vernetzt ist, darf als wesentliches Maß der Qualität einer Einzelschule betrachtet werden. Rund um Schule gibt es vielfältige Angebote. In den letzten Jahren beklagen sich die Anbieter über einen merklichen Rückgang. Offensichtlich ist den Schulen nicht bewußt wie werthaltig Kooperationen sind oder sie vermögen es nicht mehr, die zu organisieren.
Die Zufriedenheit der Lehrkräfte ist massiv gesunken. Dass die Personallücke nun mit Quereinsteigern gefüllt wird, deren Motivation eher monetär ist, hilft nur der Befriedigung der Quoten.
Brain and teaching
Buchtipp: Spitzer, Lernen, spektrum – Verlag, 2007